Am Rande der Contest-Aktivitäten von DP3P in Hameln erzielten Gerd, DL5BBH und Kai DO9KAS den beachtlichen Erfolg von 33 Erde-Mond-Erde (EME) Verbindungen. Vorangegangen waren zwei Jahre mit vielen Experimenten und der Erprobung von unterschiedlichen Setups. Bei EME-Verbindungen wird der Mond als Reflektor verwendet. Die Verbindungen finden unter anderem im 2 Meter Amateurfunk-Band in der Betriebsart JT65b statt.
Das Wetter war Ende Oktober in Hameln sehr regnerisch, daher hatten Gerd und Kai bei der Firma ATS in Wunstorf kurzfristig um Untersützung gebeten – ATS liess sich nicht lange Bitten und stellte einen Anhänger für die EME-Station zu Verfügung. Dieser Anhänger war als Funkanhänger konzipiert und ausgebaut. So konnten Gerd und Kai dort die gesamte Station regengeschützt und in optimaler Position zur Antenne gut unterbringen. Herzlichen Dank für die kurzfristige Unterstützung an ATS!
Für die Verbindungen wurde eine gewaltig lange 17-Element Antenne für 144 MHz eingesetzt. Das Funksignal benötigt für die rund 770.000 km zum Mond und wieder zurück rund 2,5 Sekunden. Durch die hohe Streckendämpfung des Signals (etwa 250 Dezibel), bedingt durch das geringe Rückstrahlvermögen (Albedo) des Mondes für Hochfrequenz und die weite Strecke, die das Signal durchläuft, werden Frequenzen im UKW-Bereich genutzt, da hier Antennensysteme mit dem benötigten, sehr hohen Gewinn möglich sind.
Mittels der von Joe Taylor, K1JT entwickelten digitalen Übertragungsart WSJT (FT4, FT8, FST4, FST4S, JT4, JT9, JT65, Q65, MSK144, and WSPR) ist es sogar mit einer Yagi und 50 Watt möglich, computergestützte Funkverbindungen mit anderen Gegenstationen über den Mond abzuwickeln. Die Software WSJT-X ist vor allem dadurch gekennzeichnet, dass sie noch Signale am oder gar unter dem Rauschen detektieren kann, wie schon das „W“ im Namen sagt: weak (schwach).
Link: https://wsjt.sourceforge.io/index.htm
Sie wird auch häufig für die Betriebsart FT8 verwendet, bei der ebenfalls möglich ist, Signale unterhalb des Rauschens zu dekodieren.
Wir reisten nach Hameln erst am Freitagnachmittag bei Einbruch der Dunkelheit und bei strömendem Regen an. So wurde der Aufbau der Antennen und Station für den EME-Versuch von Kai und Gerd am Samstagvormittag vorgenommen.
Eine der wesentlichen Arbeiten ist neben der Mechanik der Abgleich der Rotorsteuerung, damit Azimut und Elevation der Antenne korrekt eingestellt werden können. Hier gibt es immer einige kleinere Hürden zu überwinden bis alles stimmt. Schliesslich muss die Software für die Rotorsteuerung möglichst automatisch die Antenne zur Position des Mondes nachführen, damit es nicht zu einem Signalabbruch während des QSOs kommt. Das ist insbesondere dann wichtig, wenn es keine gute Sichtverbindung zum Mond gibt. Der Standort in Hameln ist für EME recht ideal, da es dort von Mondaufgang bis zu seinem Untergang fast eine vollständige Sichtverbindung ohne störende Gebäude, Wohnwagen etc. gibt.
Gleichzeitig wurde der EME-Chat bei http://www.on4kst.com/chat/start.php beobachtet, so dass Gerd und Kai auch Informationen über die EME-Aktivitäten anderer EME-Stationen hatten. Und gegen Abend kam dann der große Augenblick. Nach der ersten Sichtung von reflektierten Signalen vom Mond kam Gerds erste Verbindung zustande. Danach ging es dann wie „geschnitten Brot“, QSO nach QSO kamen ins Log.
Das hat insbesonders für Kai noch Spätfolgen: Er hatte versprochen die A-Lizenz zu machen, wenn die Versuche gelingen…
Auf der Seite https://www.livecq.eu/latest.asp kann man einen Überblick der letzten EME-Aktivitäten und mehr finden.
Lesenswert auch: http://dk5ec.de/EME-DK5EC/eme-dk5ec.html